Thilo Krause

Um die Dinge ganz zu lassen | Gedichte

Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg 2016 und ZKB Schillerpreis

Nach seinem Lyrik-Debüt, das mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet wurde, legt Thilo Krause nun seinen zweiten Gedichtband im poetenladen Verlag vor: «Um die Dinge ganz zu lassen». In der Auseinandersetzung mit dem eigenen Woher und Wohin entwirft er ein Album von Personen, Orten und Zeiten über Ländergrenzen hinweg. Scheinbar nebensächliche Alltagsbeobachtungen öffnen poetische Räume philosophischer Dimension, wobei die Mannigfaltigkeit der Bezüge von Basho über Wallace Stevens bis Seamus Heaney selbstverständlich mitschwingt.

«Es sind Schlaglichter mit Tiefenperspektive, aber ohne Tremolo. Schlicht gesagt: Krauses Gedichte sind umwerfend schön und bestechend klug. Sie erzählen von den grossen Fragen, während sie aufs Kleine schauen», so die Literaturkommission Zürich.

In der Jurybegründung zum Clemens-Brentano-Preis heißt es weiterhin: «In das mediale Rauschen hinein setzen Thilo Krauses ruhig gehende Verse einen Kontrapunkt: Mit wenigen Worten und unprätentiöser Sprache fängt dieser genaue Beobachter Stimmungen und Lebenssituationen ein und verwandelt sie in Sprach- und Klangbilder von großer Tiefenschärfe. Das Gedicht wird hier zum Ort, Um die Dinge ganz zu lassen».

Material zum Buch

Stimmen

«Thilo Krauses Verse zeugen von genauer Beobachtungsgabe und tiefer Musikalität. In ihrer Kontemplation und Gelassenheit, aber auch in ihrem Sinn für überraschende Wendungen erinnern sie oft an chinesische Gedichte der Tang-Zeit. Thilo Krause pflegt eine Ästhetik der Schlichtheit. Seine Texte ruhen ganz in sich selbst. Sie kommen ohne Pathos aus. Ihre Welt ist der Alltag, in dem sich indes immer wieder kleine Epiphanien ereignen. Wir verstehen jedes Wort und kommen gleichwohl aus dem Staunen nicht hinaus.» (aus der Laudatio zum Clemens-Brentano-Preis von Manfred Papst)

«Ein toter Käfer auf dem Fensterbrett, Hagelkörner, ein Schwimmbad im Sommer, der gleißende Flügel eines Flugzeugs beim Aufsetzen auf der Landebahn. Es sind die fühl- und sichtbaren Manifestationen des Lebens, die titelgebenden Dinge, die den Lyriker Thilo Krause interessieren. In sparsam gesetzten Worten und kurzen Sentenzen beschreiben Krauses Gedichte Szenen aus dem alltäglichen Leben: einen heißen Vorstadtsommer, ein nächtliches Gewitter mit einem unruhigen Kind auf dem Arm, einen Spaziergang. Die Natur hat in diesen Texten ihren Platzen ebenso wie das Erleben der Stadt, Erinnertes steht neben Gegenwärtigem. In kleinen Lücken und zarten Verschiebungen eröffnet sich dabei ein poetischer Raum, den der Autor mit philosophischer Dimension erfüllt. Thilo Krauses Gedichte lesen sich wie eine magische Inkantation der Welt, deren Schönheit gerade in ihrer Vergänglichkeit besteht. Umwerfend schön und bestechend klug erzählen sie von den großen Fragen, während sie aufs Kleine schauen.» (Literaturkommission der Stadt Zürich, Dezember 2015)

«Krause nähert sich den Dingen mit seiner eigenen Sprache. Die Gedichte gedenken der Toten, loten die Grenzen aus zwischen Schlaf und Traum und nähern sich ruhig und eindringlich, genügsam und genau dem Moment. Sie beziehen sich auf die Aussenwelt, sie oszillieren zwischen konkreter Anschauung und Reflexion, Erinnerung und Erfahrung der Zeitlichkeit. Es ist dies eine neue lyrische Stimme in der deutschsprachigen Gegenwartslyrik, die wir mit höchster Aufmerksamkeit belauschen.» (Irmgard Wirtz Eybl, Literaturkommission des Kantons Zürich, September 2015)

«Mein Tipp ist das Buch Um die Dinge ganz zu lassen. Das sind sehr schöne Miniaturen des Alltags. Am eindrücklichsten sind die Gedichte und die Gedanken an die eigenen Kinder, aus der Sicht der Kinder, gespeist von den Kindern. … Der zugeneigte Blick auf den Lebensanfang scheint aus dem Wissen um den eigenen Abschied zu entstehen.» (Susanne-Marie Wrage, Radio SRF 2 Kultur Juni 2015)

«Und das ist alles genug hiess 2012 das poetische Debüt des an der ETH Zürich lehrenden Autors Thilo Krause. Das damals gegebene Versprechen löst er auch im neuen, zweiten Band Um die Dinge ganz zu lassen ein. Gelassen und wachsam treibt er seine Poesie weiter. … [Krause] beherrscht das lyrische Repertoire: mal als Miniatur zart hingetupft, mal narrativ flächig, mal wach beobachtet und in innere Traumbilder übersetzt. … Erinnerungen und Erlebnisse, Begegnungen und Assoziationen durchdringen einander und hinterlassen kleine Lücken und zarte Verschiebungen. Ihnen gemeinsam ist die Gelassenheit, mit der der Dichter den Welten innen und aussen entgegentritt und sie in Verse fügt.» (Beat Mazenauer, Viceversa Literatur, Juni 2015)

«Lo sguardo di Thilo Krause naviga nel naturale scorrere della vita. Qui incontra oggetti – anche poco appariscenti – che trovano spazio all’interno dei suoi versi. Le immagini che ne nascono sono un condensano di emozioni che spingono il lettore alla riflessione.» (Manuele Ferrari, Radio Svizzera Italiana RETE 2, Maggio 2015)

Thilo Krause meidet Reim, Worthülsen und komplexe Satzgeflechte, vielmehr liegt es ihm, mit knappen Worten ein situatives Bild zu entwerfen, das sich meist über sinnliche Reize und Stimmung entfaltet.  Die Stärke von Thilo Krauses Gedichten liegt darin, die fragil-flüchtigen Augenblicke des Lebens, die allzu häufig unbeachtet bleiben, mit präzis-poetischen Worten und eindringlicher Nähe zu vergegenwärtigen. (Mirjam Kappes,  Kulturport, April 2015)

«Gerade die Fähigkeit Krauses, aus allem ein Gedicht zu formen, ohne angestrengt zu klingen oder etwas aufzudrängen. Diese Ruhe findet sich auch in seinem neuen Gedichtband «Um die Dinge ganz zu lassen», auch wenn er hier seine Intensionen deutlicher zur Geltung bringt.» (Thilo Körting, Radio Mephisto, März 2015)

«Es scheint beinahe ein Wagnis, das Leben nicht durch eine Reihe von Brechungen und Camouflagen zu transformieren, sondern der gelebten Erfahrung eine unmittelbare Form zu geben, doch Thilo Krause geht es erfolgreich ein. [..] Die nächs­te Um­ge­bung, die fa­mi­liä­ren Be­zie­hun­gen rei­chen ihm, es braucht nicht die klin­gen­den, mon­dä­nen Na­men, um ei­nen un­end­li­chen Raum zu öff­nen, um Wei­te ins Ge­dicht zu las­sen.» (Jürgen Brôcan, fixpoetry, Februar 2015)

«Er betreibt Exerzitien der Dingästhetik: Thilo Krause, seines Zeichens Wirtschaftsingenieur, ist ein feinsinniger Beobachter. Er findet im Wechsel des Lichts, in den Formen des Windes im Gras, in der Spiegelung der Welt in einem Tautropfen sein lyrisches Material. Und er gibt diesem Material die Form unaufgeregter Aperçus: Es sind Schlaglichter mit Tiefenperspektive, aber ohne Tremolo. Schlicht gesagt: Krauses Gedichte sind umwerfend schön und bestechend klug. Sie erzählen von den grossen Fragen, während sie aufs Kleine schauen.» (Literaturkommission der Stadt Zürich, Dezember 2013)