Anerkennungsbeitrag für «Dass uns findet, wer will»
In ‹Dass uns findet, wer will› folgt Thilo Krause seiner ureigenen Spur, ganz auf dem Boden der Sprache und der Dinge, und doch öffnen sich hinter seinen Worten Räume, die jede Silbe vibrieren lassen. […] In weit ausgreifenden Zyklen lässt Krause eine Jugend in der DDR erstehen, mit allen Wund- und Brandmalen, die das Zeitgeschehen in ihr hinterlassen hat. Die Sprache bleibt nahbar – unbeugsam in der Sache, aber biegsam in der Form, schützt sie das Empfindsame vor Gefühligkeit und lässt die Fantasie herumschweifen zwischen den Dingen und dem, was erst durch die Engführung der Zeichen entsteht. […] Dafür spricht der Kanton Zürich Thilo Krause einen Anerkennungsbeitrag zu. (Aus der Laudatio von Michel Mettler.)
«Ergreifender findet man deutsche Geschichte und Einzelschicksal selten in eins fallend. So liest sich große Dichtung.» (Tomas Gärtner, Dresdner Neueste Nachrichten)
«Schlicht und ergreifend: grosse Kunst.» (Manfred Papst, NZZ am Sonntag)
«Klarheit und berückende Dezenz. Die Gedichte von Krause stehen auf dem Boden der Tatsachen. Die zahlreichen Traumata stoppt das lyrische Ich selbst – auch für die Nachkommenden – mit poetischer Kraft.» (Jan Drees, Deutschlandfunk)
Thilo Krauses neue Gedichte erzählen von seiner Kindheit und Jugend in der DDR und in den neunziger Jahren. Er erkundet, welche Spuren die Geschichte in Dinge und Menschen einschreibt. Sein Sinn für Details ist dabei unbestechlich und voller Zartheit.
»Wild gestikulierten die Eltern/ hinter dem Panzerglas/ aus Super Mario und Battle of Britain/ aber wir, in unserem Verhau aus IKEA und VEB/ konnten sie einfach nicht hören.« In zwei groß angelegten Zyklen schreibt Thilo Krause Eine Geschichte vom Krieg und erinnert sich an Vater und Großvater. »Die einzigen Länder, denen Großvater traute/ waren jene auf den rostigen Karten/ im Innern der Gießkannen«. Immer gegenwärtig ist in Krauses Lyrik das Elbtal. Dabei interessiert er sich kaum fürs Große, Erhabene. Die Ränder, die Reste, das, was gerade dabei ist, zu verschwinden, beschäftigen ihn viel mehr. Mit diesen Gedichten erweist sich Thilo Krause als bedeutender Dichter seiner Generation.
Werkjahr 2022
«Thilo Krause ist ein Lyriker, der seinen Blick der Welt und ihrer Schönheit zuwendet. Der uns die Augen neu öffnet für den nächtlichen Himmel, für die Weite des Meeres, aber auch für das Unkraut auf dem Pausenplatz. In seinen Gedichten fängt Thilo Krause die konkrete Wahrnehmung der Welt in knapper, rhythmischer Sprache ein. Es ist eine Sprache ohne Reime, die in ihrer Verdichtung manchmal an Haiku erinnert. Mit staunenswerter Leichtigkeit wendet sie das Kleine und Alltägliche ins Große, ins Existenzielle, in die grundlegenden Fragen des Menschseins. Thilo Krause der Schönheit zugewandte Poesie ist somit keineswegs harmlos, sondern berührt auch die Verwerfungen der Welt.» (Aus der Jurybegründung der Literaturkommission der Stadt Zürich.)
Robert-Walser-Preis und Nicolas-Born-Debütpreis
«Das ist mein Fels. Ein windiges Riff, ein paar knotige Kiefern. Abends komme ich hierher, um unser Haus von oben zu sehen. Ich sitze vorn am Abgrund. Hinter meinen Zehen schwanken die Baumkronen, dass ich schwindlig den Blick heben muss. …»
Was ist Heimat? Und was bleibt von ihr? In seinem Debütroman «Elbwärts» erforscht der preisgekrönte Lyriker Thilo Krause die Überreste einer Kindheit, an einem Ort, der dem erwachsengewordenen Protagonisten längst fremd geworden ist.
«Krause erzählt auf höchst eindringliche und sprachlich stimmige Weise von der Rückkehr an den zugleich vertrauten und fremd gewordenen Ort der Kindheit im Elbsandsteingebirge nahe der tschechischen Grenze und von der unvermeidlichen Konfrontation mit einem die Existenz überschattenden, in Schweigen eingemauerten Jugendtrauma. In Bildern von großer dichterischer Intensität gelingt es Krause, das Eintauchen-Wollen in eine unwiederbringlich verlorene, nicht mehr zu berichtigende Vergangenheit sinnlich fassbar zu machen.» (Aus der Jurybegründung auf der Seite des Robert-Walser-Preises)
«Elbwärts ist unprätentiös, aber ungemein dicht erzählt… Makellose Prosa. Ein Wurf!» (Manfred Papst, NZZ Bücher am Sonntag)
«Das ist ein Buch, das sehr spröde und störrisch fast anfängt, sehr kurz, sehr knapp und dann immer poetischer wird. …» (Elbwärts als Spitzentitel von Elke Heidenreich, komplette Videobesprechung bei DER SPIEGEL)
«Es sind wunderbare Nachrichten für die Literatur deutscher Sprache. Aus der Stummheit ist doch noch ein Triumph der Erzählkunst hervorgegangen, und ein Autor, fernab an der freundlichen Limmat, hat sich als Meister des Innehaltens, Beobachtens und Formulierens erwiesen.» (Eberhard Geisler, Frankfurter Rundschau)
«Eine leise und dennoch kraftvoll bildhafte Sprache. … Eine dichte und psychologisch tiefgründige Geschichte über außergewöhnliche Freundschaft und narzisstischen Schmerz. … Thilo Krause hat eine melodiöse Sprache gefunden, die zu begeistern vermag.» (Mirko Schwanitz, BR2 Kulturwelt)
«Ungewöhnlich und riskant ist in diesem bemerkenswerten Roman, wie politische und subjektiv-emotionale Stränge miteinander verknüpft werden. Es ist eine ästhetische Gratwanderung, ohne die üblichen Absicherungen.» (Helmut Böttiger, Süddeutsche Zeitung)
Thilo Krause nutzt die Mittel der Literatur: er erklärt nicht, er erzählt. Und das hinterlässt einen starken Eindruck, der nachwirkt. (Cornelia Geißler, Berliner Zeitung)
«Elbwärts gehört gewiss zu den stärksten Romanen in diesem Bücherherbst.» (Jürgen Kanold, Südwest Presse)